Spielend lernen – Reflexion eines Spiels oder Spielaktion mit der Gruppe
Spielen ist ein Lernprozess. Im kommunikativen und im kooperativen Spielprozess werden Erfahrungen gemacht. Durch das Spielen wird die Umwelt erkundet und etwas Neues wird dazugelernt. Im Spiel machen die Mitspielenden Erfahrungen, die sie für sich nutzen können.
Spielen soll Spaß machen und es ist auch eine Grundvoraussetzung für das gemeinsame Spielen. Mit einem Spiel, dass eingesetzt wird, kann auch ein Prozess in Gang gesetzt werden, der zum Ziel hat, das spielerisch Erlebte für eine Selbstreflexion im eigenen Umgang mit sich und anderen Personen zu nutzen. Es fördert ein kommunikatives und kooperatives Verhalten und schafft ein neues Selbstverständnis.
Wenn Spiel pädagogisch eingesetzt wird, dann ist eine gute Reflexion des spielerisch Erlebten ein wichtiger Bestandteil. Insbesondere bei Spielen, die die Kommunikation, Kooperation und Empathie fördern sollen ist eine Reflexionsrunde mit allen Beteiligten sinnvoll:
Gern wird am Ende eines Spiels gefragt: „Hat euch das Spiel gefallen?“. Mit dieser Einleitung steht die Absicht im Vordergrund, dass es hoffentlich allen Spaß gemacht hat. Im Spiel können aber auch Konflikte geschürt werden, da die Gruppe nicht in der Lage ist zu kooperieren und aufeinander Rücksicht zu nehmen. Was für ein Dilemma für die Spielleitung. Eigentlich sollte es Spaß machen, aber das Ergebnis ist eine aufgebrachte Spielgruppe.
Eine gute Frage zu Beginn der Reflexionsrunde wäre dann: „Wie ist es euch im Spiel ergangen?“ oder „Wie geht es euch gerade?“
Der Spielprozess und das Spielergebnis werden also angeschaut. In der Reflexion sollte in der Ich-Form kommuniziert werden.
„Ich habe mich ausgegrenzt gefühlt.“
„Ich hätte mir gewünscht, dass wir uns als Gruppe besser abgesprochen hätten.“
Aufbauend auf diesen Antworten, können neue Fragen seitens der Spielleitung gestellt werden:
„Wie hätten die Absprachen aussehen können?“
Aber auch Beobachtungen der Spielleitung, mit einer persönlichen Ansprache, können die Reflexion beleben:
“Ich habe beobachtet, dass Du (persönliche Ansprache) dich aus dem Spielgeschehen zurückgezogen hast.“
„Stimmt meine Beobachtung?“
Antwort: „Ja“
Frage: „Magst Du erzählen weshalb?“
In dieser Form kann selbst ein einfaches Spiel wie „Stille Post“ (ein Wort, ein Satz wird von Person zu Person flüsternd weitergegeben, mit dem Ziel, dass das Wort oder der Satz wortgetreu am Ende ankommt. Was meistens nie passiert. Eine inhaltlich pädagogisch geführte Reflexion könnte mit der Auswertungsfrage: „Hat jemand aus dem Spiel etwas gelernt?“ oder „Was will uns dieses Spiel verdeutlichen?“ beginnen.
Über die Rückmeldungen der Mitspielenden wird vielleicht deutlich, wie Gerüchte entstehen können. Eine wie im Text geführte Reflexion kann dazu führen, dass die Gruppe ein Spiel nochmals (mit Spaß) spielen möchte, da sie verstanden hat, wodurch der Unmut beim Spiel entstanden ist. Selbstverantwortung und Empathie sind wichtig für ein Spielen miteinander.
Ralf Brinkhoff
Dipl. Sozialarbeiter
Spiel- und Theaterpädagoge
Deeskalationstrainer